Als Mitarbeiter derBTU-Cottbus untersuche ich seit 1995 die Mykorrhizazoenosen der Kiefer.

Mykorrhiza-Links:

Mykorrhizapilze und ihre Aufgaben im Ökosystem Wald

Mykorrhizaform

Abb.1: Mykorrhiza Pinus sylvestris - Xerocomus badius (Maronenröhrling)
In vielen Pilzbüchern ist bei der Beschreibung der einzelnen Pilzarten unter dem Stichwort Ökologie häufig die Angabe "Mykorrhizapilz" zu finden. Was ist das, ein Mykorrhizapilz? Mykorrhiza heißt übersetzt so viel wie Pilzwurzel und bezieht sich dabei auf die Wurzelspitzen der Pflanzen, welche eine Lebensgemeinschaft - eine Symbiose - mit einem Pilz eingegangen sind. Wurzelspitzen welche von Pilzmyzel umgeben und von diesem auch infiziert wurden, werden daher als "Mykorrhizen" bezeichnet. Genauso wie der Fruchtkörper ein spezielles Organ einer Pilzart zur Vermehrung darstellt, ist die Mykorrhiza ein Organ des selben Pilzes primär zu seiner Nährstoffversorgung. Während nun der Fruchtkörper einer Art nur eine begrenzte Zeit im Jahr zu finden ist, lassen sich sein Mycel und auch seine Mykorrhizen im Boden fast das ganze Jahr über beobachten. Seitens der Pflanzen geht man davon aus, daß bei etwa 85% aller Arten die Wurzeln Symbiosen mit Pilzen bilden. Zu den Pilzpartnern unserer heimischen Baumarten gehören die wohl meisten Gattungen der Blätterpilze (Amanita, Cortinarius, Russula, Lactarius, Tricholoma, Inocybe) und Röhrlinge (Suillus, Boletus, Xerocomus), sowie einige Ascomyzeten wie z.B. die Trüffel. Schaut man sich die Wurzeln der Bäume näher an , so stellt man fest, daß praktisch jede Wurzelspitze vom Pilzmyzel umgeben ist, also eine Mykorrhiza gebildet hat. Daraus folgt, daß der Baum alles an Nährsalzen und Wasser was er aus dem Boden aufnehmen muß von den Pilzen über die Mykorrhizen zur Verfügung gestellt bekommt. Dabei erfolgt der Austausch direkt von den Hyphen des Pilzes zu den Wurzelparenchymzellen des Baumes, da sich die Hyphen direkt zwischen diese Wurzelzellen gequetscht haben.Außerdem schützen die Symbiosepartner den Baum noch vor Infektionen mit pathogenen Pilzen und Bakterien. Im Gegenzug profitieren die Pilze von Zuckern, die der Baum in den Blättern produziert und die nun ebenfalls über die Mykorrhizen an den Pilz weitergegeben werden.MykorrhizaschemaDa ein Baum, ja selbst ein kleines Wurzelstück mit vielen verschiedenen Pilzarten gleichzeitig Mykorrhizen bilden kann und jede Pilzart etwas andere Eigenschaften besitzt, hat ein Baum je nach Jahreszeit, Witterungs-, und Nährstoffbedingungen die für ihn jeweils am besten geeignete Pilzpartnern zur Verfügung. Die Zuordnung der Mykorrhizen zu ihrer Pilzart ist schwierig und erfolgt erst seit etwa 10 Jahren intensiver. Dazu wurden Artbeschreibungen - vergleichbar denen für Fruchtkörper - vorgenommen. Eine Sammlung dieser Beschreibungen stellen die "Describtions of Ectomycorrhizae" (AGERER 1996), sowie der "Colour Atlas of Ectomycorrhizae" (AGERER 1987-1996) dar, der auch einen Bestimmungsschlüssel enthält. Bislang sind etwa 250 Mykorrhizaformen beschrieben. Über das Myzel im Boden vernetzen die Pilze auch verschiedene Bäume untereinander, auch über Artgrenzen hinweg und stellen so sicherlich auch ein wichtiges Glied im Konkurrenzkampf der Bäume eines Bestandes dar. Genauso wie wir in den letzten Jahren zunehmend gewahr werden, daß mit der Umweltverschmutzung auch die Zahl der Pilzfruchtkörper rückläufig ist, so wird auch die Mykorrhizierung der Baumwurzeln reduziert und den Bäumen stehen zunehmend weniger Pilzarten als Partner zum Schutz und zu seiner Versorgung zur Verfügung. Welche Folgen dies für die Bäume hat läßt sich derzeit noch nicht absehen. Gleichwohl sind Veränderungen der Mykorrhizagesellschaften, dieses wichtigen Bindegliedes zwischen Pflanzen und Boden im Ökosystem Wald, bereits jetzt erkennbar.


Mailbox von Jens Wöllecke

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